Die erste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im Einzelhandel in Niedersachsen und Bremen ist heute ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Aus Sicht der Gewerkschaft ver.di legten die Arbeitgeber in den Gesprächen ein Angebot vor, das einer Reallohnsenkung für die Betroffenen gleichkommen würde. Das Angebot sieht eine Erhöhung der Entgelte um lediglich drei Prozent zum Abschlussmonat, eine weitere Erhöhung um zwei Prozent zum 1. Mai 2024, sowie eine anrechenbare Inflationsausgleichprämie von insgesamt 1.000 Euro - verteilt auf zwei Jahre - vor. Zu den ver.di-Forderungen nach einer gemeinsamen Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge (AVE) verweigerten sie die Verhandlungen. „Ich habe erwartet, dass die Arbeitgeber uns heute ein echtes Angebot vorlegen. Ich habe aber auch erwartet, dass dieses den steigenden Lebenshaltungskosten wirklich entgegenwirkt. Die angebotene Erhöhung würde nicht einmal annähernd die aktuelle Inflation von 7,4 Prozent (März) ausgleichen“, sagt die ver.di-Verhandlungsführerin Sabine Gatz.
Die vorgeschlagene Inflationsausgleichprämie hält Gatz für einen schlechten Scherz: „Diese Prämie ist eine Einmalzahlung, die weder dazu beiträgt, dass die Entgelte mit den Preisen mithalten, noch sich positiv auf die spätere Rente der Beschäftigten auswirkt. Zudem soll sie mit bereits geleisteten Zahlungen aus dem Winter verrechenbar werden. Wir fordern ein rentenfestes Mindeststundenentgelt von 13,50 Euro pro Stunde.“
Um eine Rente über Grundsicherungsniveau zu beziehen, brauchen Beschäftigte, nach Angaben der Gewerkschaftssekretärin, 45 Berufsjahre mit einem monatlichen Entgelt von mindestens 2.179 Euro. Erst mit dem rentenfesten Mindesteinkommen könne ein solches Entgelt erreicht werden. Die Verhandlungen werden am 06. Juni 2023 fortgesetzt.
Hintergrund:
ver.di fordert 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde. Die
Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge und ein rentenfestes Mindestentgelt von 13,50 Euro pro Stunde.
In der Branche sind rund 330.000 Beschäftigte in Niedersachsen und rund 28.000 Beschäftigte in Bremen tätig.