Lebenshilfe Gifhorn

Beschäftigte an der Belastungsgrenze.

Gewerkschaft ver.di veröffentlicht Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung.
Pressemitteilung vom 01.07.2024
Gewerkschaft ver.di veröffentlicht Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung.

Am 01.07.2024 veröffentlichte die ver.di-Betriebsgruppe die Ergebnisse ihrer Beschäftigtenbefragung. An der Befragung nahmen über 120 Beschäftigte der Lebenshilfe Gifhorn teil. Ziel der Befragung war festzustellen, in welchen Bereichen Belastungsschwerpunkte der Beschäftigten liegen, und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um Arbeitsbedingungen zu verbessern. Abgefragt wurde Belastung der Arbeit, Planbarkeit der Arbeit und Arbeitszufriedenheit.

Die Ergebnisse sind ein Warnsignal für die Lebenshilfe Gifhorn.

Über 50% der Teilnehmenden gaben auf die Frage „In meinem Bereich gibt es genügend Personal, um den Anforderungen der Lebenshilfe und meiner Verantwortung gegenüber den Klient*innen gerecht zu werden“, eine negative Antwort, ebenfalls bei der Frage nach der Wertschätzung der Arbeit durch den Betrieb. Das Betriebsklima ist am Boden. „So kann es nicht mehr weitergehen“, erklärt die Betriebsgruppe der Lebenshilfe Gifhorn. „Aktuell sind bei der Lebenshilfe in Gifhorn ca. 40 Stellen unbesetzt. Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten am Limit. In den nächsten 10 Jahren werden viele unserer Mitarbeiter*innen in Rente gehen. – Die Geschäftsführung muss endlich in einen offenen Dialog mit uns treten. Wir brauchen eine Strategie wie unser Betrieb neue Mitarbeiter*innen gewinnen und erfahrene Fachkräfte halten kann.“

Andreas Karlisch, Betreuer in der Tagesförderstätte der Lebenshilfe Gifhorn und Heilerziehungspfleger beschreibt die Arbeit unter Personalmangel: „Der Umfang unserer Arbeit hat sich enorm erhöht und fordert fundierte Kompetenzen aller Mitarbeitenden. Ich gehe nach der Arbeit oft mit schlechtem Gewissen nach Hause, die Menschen bekommen bei uns nicht mehr die fachliche Begleitung, die sie dringend benötigen. Statt pädagogischer Arbeit geht es oftmals nur darum, alle satt und sauber zu halten. Das schmerzt uns, denn wir haben einen anderen Anspruch an unsere Arbeit.“

Oliver Müller, Heilerziehungspfleger, ver.di-Mitglied und Betriebsrat ergänzt:

„Die Lücken in der Personaldecke werden durch ein übergroßes Maß an Leiharbeit gestopft“, so Müller, „das ist sehr teuer für die Lebenshilfe und schlecht für die Qualität in der Betreuung unserer Einrichtung. Die Menschen, die hier leben und lernen brauchen feste Bezugspersonen und wir Beschäftigte brauchen ein festes Team. Wir brauchen verlässliche Dienstplanung und funktionierende Ausfallkonzepte. Der dauerhafte Einsatz von Leiharbeit ist keine Lösung des Problems, da sich die Personalsituation weiter verschärfen wird.“

Die Geschäftsführung der Lebenshilfe reagierte auf Kritik und Verbesserungsvorschläge mit Druck. So etwa, als die gewerkschaftliche Betriebsgruppe im vergangenen Jahr die Mitarbeitenden Befragung ankündigte. Die Geschäftsführerin Frau Dr. Heitling versuchte den Beschäftigten eine Teilnahme per Dienstanweisung zu untersagen. Ein schwerwiegender Eingriff in das Grundrecht der Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu betätigen.

Trotzdem nahmen über 120 Beschäftigte an der Befragung teil. „Anstatt konkret mit den Beschäftigten und der Gewerkschaft an den Problemen im Unternehmen zu arbeiten, versucht die Geschäftsführung zu unterbinden, dass diese überhaupt auf den Tisch kommen. Die Grundlage für Personalgewinnung in unserer Branche sind ein gutes Arbeitsklima und gute Arbeitsbedingungen“,

erklärt Katrin Lüer, Mitglied der ver.di-Betriebsgruppe. „Wir wollen, dass unsere Lebenshilfe Gifhorn bekannt ist für gute Arbeitsbedingungen und eine erstklassige Betreuung. Deshalb fällt uns der Schritt in die Öffentlichkeit auch schwer. Doch erstmal brauchen wir ein Umdenken bei unserer Geschäftsführung und unserem Vorstand.“

ver.di-Bezirksgeschäftsführer Sebastian Wertmüller erklärt dazu: „In Zeiten von Personalmangel sollten Geschäftsführungen und Belegschaften nach Kompromissen suchen und aufeinander zugehen. Das scheint der Lebenshilfe leider schwer zu fallen. Wir haben mehrfach versucht, mit der Geschäftsführerin und dem Verwaltungsrat in direkten Kontakt zu treten. Alle Gesprächsangebote wurden ignoriert.“  

 

Rückfragen